Lost trails of Barnim - MTB Touren

Schlammschlacht im Barnim
Frühjahrstour 2005

Der Winter hat endlich seine Klauen auch vom Barnim gelassen, der Schnee ist geschmolzen und die Kraniche verbreiten mit ihrem Gesang den Ruf des Frühlings. Dazu scheint die Sonne über einem tiefblauen Himmel. Es sind ideale Bedingungen für einen ersten Frühlingsausritt.

Der Plan ist, etwas neues auszuprobieren, aber zunächst geht es über bekannte Wege entlang des Finowkanals Richtung Osten. Dabei stellt der erste Singletrail gleich nach dem Start doch schon eine erste Herausforderung dar, denn jeder Fehltritt wird mit einem gnadenlosen Sturz ins Wasser geahndet.

In Kupferhammer verlassen wir den Finowkanal und erklimmen den Anstieg zum Oder-Havel-Kanal. Es folgt eine kleine Baustellenbegehung am Kreuzungsbauwerk zwischen dem Kanal und der Bahnlinie nach Norden (Szczecin). Weiter geht es ostwärts, wo wir uns kurz vor einem riesigen gefährlichen Tier schützen müssen. Nur schneller fahren hilft ...

Am Eberswalder Wassertor wechseln wir die Seite und lassen uns die lange Abfahrt hinunter zur Ragöse fallen. Ragöse ist das richtige Stichwort für die weitere Navigation, wir folgen ihr durch Neuehütte hindurch, queren die 167 und tauchen tief in den Wald ein. Eine kurze aber knifflige Singletrailabfahrt bringt uns wieder direkt zurück an den kleinen Fluss. Wir queren ihn und richten unsere Nasen nach Norden, die Ragöse immer rechts von uns.

Hier zeigt sich wieder, dass Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt. Denn unser guide hat leichte Orientierungsprobleme und führt uns auf den falschen Weg. Das führt auch noch dazu, dass unser härtester Fahrer, auf der Nase liegt - Scheiß Klicker - noch nicht dran gewöhnt ;-).

Wieder zurück auf dem richtigen Weg folgt eine kurze verwinkelte Abfahrt und weiter geht es nach Norden. Kurz vor Chorin kreuzen wir die Bahnlinie nach Szczecin erneut, fahren diesmal allerdings darunter hindurch. Die Steigung geht nach diesem Tunnel weiter und zehrt uns den Saft aus den Beinen.

In Chorin erreichen wir wieder einmal zivilisierten Boden und verlassen für kurze Zeit die Tiefen der Wälder. Aber diese Erholung für unsere Knochen währt nur kurz, denn der guide hat schon wieder die nächste Überraschung parat!

Nach einer leicht schmierigen Feldwegfahrt geht es direkt den Berg hinauf! So steil, dass eigentlich nur schieben bleibt und wohl nur Außerirdische hier fahren können?

Wir tauchen ein in traumhaft schönen Buchenwald und folgen den Hinweisen zur Kroneneiche. Die Kroneneiche ist ein 550 Jahre alter Baum, der auf den untersten 19 Metern nicht einen Ast hat. Treffender Kommentar: Das könnte ein schöner Kielbalken werden! Insgesamt ist die Eiche 32 Meter hoch.

Anschließend geht es weiter bergauf, wenn auch nicht so steil, aber wir beginnen daran zu zweifeln, ob wir jemals wieder abfahren dürfen ...

Dann plötzlich eine Siedlung mitten im Wald. Wir haben Senftenhütte erreicht. Ab hier hat der guide auch erst einmal etwas Gnade und lässt unsere Reifen glatten Asphalt spüren. Aber das geht nur 5 oder 6 Kilometer so. Denn nachdem wir dann kurz auf der B198 gefahren waren, stellt er die verheerende Frage: Wollen wir lieber auf der stark frequentierten Straße oder auf diesem netten ruhigen Weg fahren?

Klar Autos nerven und so folgt ein einstimmiger Beschluss: Wir fahren den Weg. Aber was für ein folgenschwerer Beschluss. Der Weg ist nur die ersten Meter harmlos und leicht zu fahren und wandelt sich mehr und mehr in ein einziges großes Schlammloch, dass uns zu verschlingen droht.

Und als wir denken, schlimmer kann es gar nicht mehr werden, gibt es noch eine Steigerung. Unsere Reifen werden immer fetter und statt die Kraft direkt in Vortrieb zu wandeln, dreht der Reifen einfach durch und wir fahren wohl doppelt so weit, wie die Strecke wirklich lang ist.

Endlich ist Althüttendorf erreicht und wieder können unsere Reifen über Asphalt rollen und sowohl Beine als auch Handgelenke können sich erholen. Entlang des südlichen Ufers des Grimnitzsees geht es flott bis Joachimsthal.

Hier ist auch der nördlichste Punkt der Tour erreicht, ab jetzt geht es nur noch nach Süden. Zuerst auf einem Feldweg zum Kaiserbahnhof und dann mit einer wilden Abfahrt hinab zum Werbellinsee. Wild ist die Abfahrt vor allem, da alle Paar Meter dünne Stämme quer zur Wegachse eingebuddelt sind, die das Rad immer ausheben wollen.

Weg vom See folgt die wohl kräftezehrendste Auffahrt des Tages. Es sind zwar nur knapp 70 Höhenmeter. Aber der Untergrund ist immer abwechselnd gefroren und aufgetaut und dazu gibt es noch schöne tiefe Spurrinnen. Das saugt uns so ordentlich die Kraft aus den Schenkeln und wieder schwindet die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Steigung - ist das hier Flachland?

Zur Entspannung gibt es eine langgezogene Abfahrt auf Asphalt, ehe unser guide meint - ich will zurück in den Wald. Er versüßt uns die Rückkehr mit blumigen Worten von Abkürzung und direkterer Weg und ... na ja, wir glauben es.

Erneut geht es hoch und dann folgt wieder der Augenblick, wo es heißt: Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt. Denn den richtigen Weg weiß der guide wohl nicht, statt dessen führt er uns auf Irrwegen tief in den Wald.

Als Belohnung gibt es allerdings eine Herde Damwild direkt vor uns zu sehen. Schließlich findet der guide dochnoch den richtigen Weg und die Lücke im Band des trennenden Verkehrsflusses (es war wohl ne Autobahn, die wir unterquerten). Jetzt wird uns versprochen: Alles ganz easy ab hier, geht fast nur noch bergab.

Stattdessen gibt es erneut eine Schlammpackung, diesmal wird der braune Modder durch tiefschwarzen ergänzt und die Bikes werden schwerer und schwerer und in uns reift die Frage: wer soll das eigentlich dann putzen? Aber zu guter letzt ist auch das geschafft. Wir rollen auf die Straße und weiter nach Lichterfelde. Hier verkleinert sich unser Trupp und der verbliebene Rest rollt locker zurück zum Ausgangspunkt.

Routendetails

Fahrstrecke: 58 km
Anteil Waldweg: 70%
ca. 500 Höhenmeter

Route:

Höhenprofil:

Routenkarte und Höhenprofil erstellt mit der Amtlichen Digitalen Topographischen Karte TOP50 Version 4 des Amtes für Landesvermessung und Geoinformation Brandenburg.

© STW 2005

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